„Alpine Enklave“ mitten in Argentinien

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Nirgends ist es so schön wie zuhause… Dies dachte sich wohl auch die Besatzung des Panzerschiffes Graf Spee, als sie, nachdem sie ihr Schiff 1939 selbst versenken musste, sich in Argentinien notgedrungen eine zweite Heimat aufbaute.

Und tatsächlich findet sich in der Provinz Córdoba in Zentralargentinien ein kleines Städtchen namens Villa General Belgrano, in dem die Bewohner versuchen die deutsche Kultur aufrecht zu erhalten. Doch, wenn man im Ausland Deutschland hört, denken viele wohl nur an Bayern.

Und so kommt es, dass Villa General Belgrano eher aussieht wie ein nach Disneyland verpflanztes Bayern. Es wird fleißig geschuhplattelt, Bier getrunken und pseudo-bayrisches Essen verputzt. Die Hotels und Restaurants heißen hier „Edelweiß“, „Speemann-Kantine“ oder „Frankfurt“.

In Villa General Belgrano leben vor allem Nachfahren deutscher, schweizer oder norditalienischer Einwanderer. Ein paar Überlebende der Graf Spee wohnen immer noch hier. Ab und zu hört man auch noch die deustche Sprache, was aber immer mehr verloren geht.

Im Zenrum des Städtchen finden sich Häuser, die sehr an ein alpines Dörfchen erinnern, nur eben etwas bunter und irgendwie künstlich wirkend. Sowieso betritt man hier eine fremde und merkwürdige Welt. Um einen herum das temperamentvolle Argentinien und hier hat man das Gefühl in einen saubergefegten Vergnügungspark zu kommen. (Auch klischee-deutsche Tugenden wie Sauberkeit und Ordnung scheinen hier hochgehaltenzu werden ;-) )

Viele Touristen werden logischerweise von dem Örtchen angezogen, besonders wenn das Schokoladenfest, das Fest der Wiener Torten („Fiesta de la Masa Vienesa“) und natürlich, dreimal dürft ihr raten, das Oktoberfest (offiziell „Fiesta de la Cerveza“, aber meist nur „La Oktoberfest“ genannt) gefeiert wird.

Für die Argentinier ist Villa General Belgrano Deustchland und die meisten sind dann auch sehr überrascht, wenn die deutschen Touristen keine Lederhosen tragen, nicht jodeln können oder, Gott bewahre, kein Bier mögen.

Es ist schon interessant wie Klischees aus dem eigenen Land sich im Laufe von 60 Jahren verselbstständigen können.

Villa General Belgrano heißt eintauchen in eine skurrile Parallelwelt, aus der man dann aber auch nach der ersten Faszination oder dem ersten Schock – je nachdem :D – schnell wieder verschwinden will.

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