Madeira – das Hawaii Europas

Die portugiesische Insel Madeira gilt als angestaubtes Paradies für Rentner, als ruhig und gediegen und auch ein bisschen langweilig – doch diese Vorurteile sind längst überholt. Madeira ist reich an Kultur und unberührter Natur, ein Surferparadies und Kunst-Hotspot – es wird also Zeit für einen Imagewechsel.


Madeira Küste


Die Insel, die aufblühen lässt

Madeira ist seit jeher als die Blumeninsel Portugals bekannt, als grünes Paradies mit subtropischer Vegetation, mildem Klima und schroffen Bergen – aber auch als Rentnerinsel. Kein Wunder, es gab tatsächlich eine Zeit, in der hauptsächlich gebrechliche Europäer über den Atlantik kamen, um ihre Tuberkulose, ihr Herzleiden oder ihre Darmprobleme zu kurieren. Selbst Kaiserin Sissi erholte sich 1860 auf Madeira von ihrer Schwindsucht.

Eigentlich sind diese Zeiten längst vorbei, das Klischee hält sich aber dennoch hartnäckig. Doch Madeira hat sich verändert – das wird man bei einem Bummel durch die belebten Gassen der Inselhauptstadt Funchal sofort spüren. Funchal bietet mit seinen zahlreichen Cafés und den Stadtgärten, in denen Orchideen und Strelitzien blühen, genau die richtige Mischung aus Gelassenheit und prallem Leben. Die Einwohner Funchals beobachten dabei schmunzelnd, wie die Besucher der Stadt immer mehr aufblühen – wie die Blumen auf der Insel – und abends entspannt mit einer Flasche Madeira-Wein im Restaurant sitzen, Postkarten schreiben und über das Leben sinnieren.

Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören die Kathedrale Sé und das Theater Municipal de Baltazar Dias mit seinem fürstlich ausgestatten Innenraum. Auch der Mercado dos Lavradores ist einen Besuch wert – lässt es sich hier doch herrlich durch die Stände mit Bananen und Papayas, Weintrauben und Mangos flanieren.

Wozu Hawaii, wenn es auch Madeira gibt?

Bei dem Gedanken an die Natur Madeiras hat man natürlich erst einmal die strahlenden exotischen Blüten im Sinn, Hortensien, Magnolien und Kamelien – nicht umsonst wird die Insel als „Blumeninsel im Atlantik“ bezeichnet. Woran niemand sofort denkt, ist, dass Madeira auch ein Paradies für Surfer sein könnte – doch genau das ist es. Ganzjährig wird es auf der Insel des ewigen Frühlings nicht kälter als 17 Grad, zwischen den schroffen Klippen toben die Wellen des warmen Atlantiks und in den Wintermonaten trifft man sogar den ein oder anderen braungebrannten Surfer aus Kalifornien in der Brandung zwischen Paul do Mar und Jardim do Mar im Südwesten der Insel an. Hawaii Europas wird Madeira längst in Surferkreisen genannt – klar, eigentlich gibt es auf Hawaii nichts, was es nicht auch auf Madeira gibt.

Die portugiesische Insel ist allerdings nicht nur etwas für Naturliebhaber und Surferboys, sondern wird auch immer mehr zum Hotspot für Kunstfreunde. Zum Beispiel durch das Centro des Artes Casa das Mudas in Calheta, ein von Tageslicht durchflutetes Museum für moderne Kunst, das auf spektakuläre Weise gänzlich aus heimischem Vulkangestein erbaut wurde. Der Besucher betritt das Museum über das Dach und kann dann drei Stockwerke beim Blick auf den Atlantik hinabsteigen. Und zum Madeira Dig Festival treffen sich jedes Jahr im Dezember Avantgardekünstler aus aller Welt, um ihre digitalen Klang- und Bilderwelten zu präsentieren.

Ewiger Frühling – nicht nur für Rentner

Wer jetzt immer noch glaubt, dass Madeira eine Rentnerinsel ist, soll dies gern weiterhin tun, verpasst dann aber auch die wunderschöne Natur, Kunst und Kultur und das wohltuende Klima. Natürlich haben viele Touristen, die aus den Flugzeugen steigen, bereits grau meliertes Haar und das ein oder andere Gebrechen – doch auch diese blühen auf der Blumeninsel auf und erleben auf Madeira vielleicht ja sogar ihren zweiten Frühling.

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