Alter jüdischer Friedhof in Prag – Zwischen Golem und morbider Stille

In den meisten Metropolen dieser Welt empfiehlt sich ein Besuch auf einem der berühmten Friedhöfe. Allein schon um für einen Moment inne zu halten und dem hektischen Trubel zwischen Sehenswürdigkeiten und Verkehr zu entkommen.

Ähnlich wie beim Père Lachaise in Paris, hat man auch in Prag die Möglichkeit zwischendurch in eine andere Welt einzutauchen. Besonders gut eignet sich dafür der alte jüdische Friedhof im Viertel Josefov der Prager Altstadt. Nur in Ansätzen kann man hier die Hektik der „Außenwelt“ erahnen und sofort ist man mitten in der jüdischen Geschichte der Stadt, die, wie an vielen Orten, von Freude, Geschichten, aber vor allem Verfolgung und Leid geprägt ist.

Der alte jüdische Friedhof zählt nicht umsonst zu den berühmtesten Ruhestätten der Welt, denn  seine Geschichte reicht bereits bis in die frühe erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Das älteste Grab stammt vom Schriftsteller und Rabbi Avigdor Kara.

Obwohl der Friedhof so klein ist (ca. ein Hektar), finden sich hier über 12.000 Grabsteine und die Gebeine von schätzungsweise über 100.000 Menschen. Um Platz zu sparen hat man die Toten in mehreren Schichten begraben, teilweise bis zu zwölf Lagen, was dem Boden sein charakteristisches Auf und Ab verleiht.

Diese Enge führt auch dazu, dass man das Gefühl hat, in einem morbiden Labyrinth zu stecken, das seinen ganz eigenen Charme versprüht. Zwischen dem Grabsteinchaos kann man so manche besondere Kleinigkeiten entdecken, wie z.B. kunstvolle Verzierungen in Form von Gegenständen oder Tieren, die einzelne Familiennamen symbolisieren, die Schere für Schneider, Hirsche, Löwen, Blumen oder auch Trauben als Symbol für Glück.

Das Highlight für viele wird wohl das Grab des berühmten Rabbi Löw sein, der angeblich den Golem erschaffen haben soll und der heute noch verehrt wird. Neben dem Friedhof befindet sich ebenfalls das jüdische Museum.

Wer sich weniger für Geschichte interessiert, sollte sich ebenfalls einen Besuch nicht entgehen lassen, denn allein die Stimmung und die Atmosphäre sind einmalig.