Die schottische Küche – besser als ihr Ruf

Die Geschichte der Schotten ist gekennzeichnet durch geheimnisvolle Intrigen in den Königshäusern, blutige Schlachten – und den fortwährenden Kampf für die Freiheit. Kein Wunder also, dass sich da eine Küche entwickelt hat, die es darauf anlegt, starke Männer mit Energienachschub zu versorgen: Die Grundnahrungsmittel der schottischen Küche sind Hafer und Gerste, Kartoffeln und Möhren, Fleisch und Fisch. Doch ist die schottische Küche wirklich so deftig schlecht wie ihr Ruf? Keinesfalls!

Die Esskultur Schottlands stammt zwar von der gleichen Insel wie die der englischen Nachbarn, doch mit der Englischen Küche hat sie nicht viel gemeinsam. Zwar findet man in beiden Küchen das britische Frühstück und die berühmt-berüchtigten Fish and Chips, doch unterscheiden sie sich ansonsten gründlich. Die Kargheit der schottischen Landschaft und die Nähe zum Meer – in Schottland liegt kein ort weiter als 100 Kilometer von der Küste entfernt – prägten die schottische Küche, und die Leibspeisen der Bauern und der ärmeren Bevölkerungsschichten – wie etwa der Porridge, vor dem es manch einen Touristen graust – sind bis heute feste Bestandteile der schottischen Küche. Die Esskultur der oberen Schichten dagegen rühmte sich des Bündnisses mit Frankreich und entwickelte eine Vorliebe für Wein und Läse.

Klassische Menüfolge

Eine traditionelle schottische Mahlzeit hat in der Regel eine klassische Menüfolge: Das Essen beginnt mit einer Suppe oder einer Vorspeise, es folgen die Hauptspeise und ein Käsegang, und zum Schluss gibt es einen süßen Nachtisch oder einen echten schottischen Pudding. Wer es richtig schottisch haben will, der nimmt danach noch eine Savoury, also eine pikante Nachspeise, zu sich.

Fisch

Vor allem der Fisch hat sich seinen festen Platz in der schottischen Küche erobert. Die bekannteste Fischsorte Schottlands ist der atlantische Lachs, doch auch Wildlachs wird in den unzähligen schottischen Flüssen und Lochs gefangen. Zwar ist die Lachszucht heute ein bedeutender Industriezweig, doch weiß der echte Kenner den Wildlachs von den Lachsen aus den Fischfarmen zu unterscheiden und vorzuziehen. Forellen, Heringe und Schellfische (unter dem schottischen Namen Haddock bekannt) sind ebenso wichtige Bestandteile der schottischen Küche. Häufig wird der Fisch übrigens geräuchert angeboten, als besondere Spezialität sei hierbei der Finnan Haddock genannt: Der Fisch wird ohne Kopf aufgeschnitten und geräuchert, bis er ganz dunkel ist.

Auch Hugga-Muggie erfreut sich besonderer Beliebtheit: Hinter dem kindlich anmutenden Namen versteckt sich ein Fisch-Haggis aus Shetland, das im Fischmagen serviert wird. Zart Besaitete allerdings sollten sich überlegen, Haggis zu bestellen: Das schottische Nationalgericht besteht eigentlich aus einem Schafsmagen, der mit Herz, Leber, Lunge des Tieres sowie Zwiebeln und Hafermehl gefüllt wird. Traditionell wird ein Haggis mit Neeps and Tatties, also gestampften Rüben und Kartoffelbrei gegessen – als Getränk kommt natürlich Whisky auf den Tisch.

Fleisch

Fleisch allerdings kommt in Schottland nicht nur in Form von Schafsinnereien auf den Tisch. Besonders das Fleisch der Aberdeen Angus Rinder genießt auch international einen hervorragenden Ruf. Auch Lammfleisch gilt als Delikatesse, ebenso Rotwild, Fasan, Hase und Moorhuhn. Wer nach Schottland reist, muss also das Hungern nicht befürchten – zwar halten sich schlimme Gerüchte über die schottische Küche hartnäckig, doch bietet sie kulinarische Genüsse, wie man sie anderswo nicht erleben kann.

Foto: Günter Menzl – Fotolia.com

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