Eine Reise ins Mittelalter

Das kleine verschlafene Städtchen Rothenburg ob der Tauber, am Fluss Tauber und am Rande des Naturparks Frankenhöhe gelegen, wäre eigentlich ein ruhiges, friedliches Örtchen, wenn nicht tausende von Touristen aus der ganzen Welt, und besonders aus Japan :D, jährlich hier „einfallen“ würden.

Denn das, was Rotheburg zu bieten hat, gibt es nur noch selten. Der gesamte Stadtkern, also die Altstadt, ist noch aus dem Mittelalter erhalten oder in diesem Stil restauriert, inklusive Stadtmauern mit kleinen Türmchen, Stadttor und Wehrgang. Hier fühlt man sich als Besucher wirklich zurück ins Mittelalter versetzt. Vom Park aus und durch kleine Öffnungen in der Stadtmauer hat man einen malerischen Ausblick auf das Taubertal, in dem sich die Tauber durch eine üppige grüne Landschaft schlängelt.

Erstmals wird die Stadt als kleine Siedlung im Jahr 970 n.Chr. erwähnt. Hundert Jahre später errichten hier die Grafen von Comburg die Burg Rothenburg. Nach dem Ende dieses Geschlechts erhält der römisch-deutsche König Konrad III (von Hohenstaufen) die Burg und tauscht sie gegen ein besser gelegenes Gelände in der Nähe ein und erbaut hier die Stauferburg Rothenburg. Schnell entwickelt sich um die Burg ein florierendes kleines Städtchen.

Im Dreißigjährigen Krieg wird die Stadt 1631 von General Graf von Tilly eingenommen. Darauf basiert eine Legende, die heute noch jährlich in Rotheburg gefeiert wird. Der sog. „Meistertrunk“. Tilly hatte die Ratsherren laut der Geschichte zum Tode verurteilt und wollte die Stadt brandschatzen. Doch die Ratsherren boten ihm Wein in einem Becher, der 3 1/4 Liter fasste, an. Tilly sagte belustigt, er würde Rotheburg verschonen, wenn jemand den Becher in einem Zug austrinken könnte und dem Bürgermeister Nusch gelang dieser Streich. Daraufhin zog Tilly wie versprochen mit seinen Truppen ab. Auf jeden Fall eine nette Geschichte, die den Rothenburgern immer noch sehr wichtig ist.

Im Zweiten Weltkrieg wurden fast 40% zerstört, doch die Piloten sagten später aus, sie hatten keine Ahnung welche Kulturstadt sie bombardierten. Daher beteiligte sich die US-Regierung später großzügig am Wiederaufbau.

Und heute ist Rothenburg, wie gesagt, ein riesen Touristenmagnet. Man hört ein Sprachengewirr in den Gassen, welches ein besonderes Flair ausmacht. Es ist aber auch sehr empfehlenswert hier zu übernachten. Denn die meisten Besucher verlassen gen Abend die Stadt, dann werden die Tore geschlossen und es wird ruhig. Gerade in lauen Sommernächten ist diese Atmosphäre einmalig! Es gibt auch wunderbare historische Fackelführungen mit einem Nachtwächter.

Sehenswert, wenn aber auch ein bisschen brutal, ist das Kriminalmuseum und für ganz hartgesottene gibt es das Weihnachtsmuseum (Zwölf Monate im Jahr Weihnachten inklusive Kitsch, Musik und das auch im Sommer – Mich hat das eher depressiv und agressiv gemacht, aber wems gefällt… :D )

Rothenburg ob der Tauber ist wirklich eine Reise zurück ins Mittelalter und einen Chance in nur einer Stunde auf zwölf Millionen japanische Urlaubsvideos zu kommen. :-)