Mallorca und Toskana: Auch die Kunst geht auf Reisen

Düsseldorf (dpa) – Es ist Urlaubszeit und nicht nur erholungsbedürftige Menschen zieht es in den Süden. Auch Kunst-Institutionen in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus haben den Reiz von Mallorca, Salzburg oder der Toskana entdeckt.

An den beliebtesten Urlaubsorten kann man inzwischen große Kunst sehen. Das spektakulärste sommerliche Kunstprojekt waren in diesem Jahr sicher die «Floating Piers» von Verhüllungskünstler Christo im Iseosee in Oberitalien. Über eine Millionen Besucher wandelten über die im Wasser schwimmenden, drei Kilometer langen und 16 Meter breiten gelb-orangefarbenen Stege.

Während die Christo-Stege nach gut zwei Wochen wieder abgebaut wurden, ist Kunst auf sieben Weingütern der Chianti-Region in der Toskana noch bis Ende Oktober zu besichtigen.
«Art of the Treasure Hunt» (Kunst der Schatzsuche) heißt das Projekt, bei dem Skulpturen, Videos, Installationen oder Fotografien inmitten von Weinbergen und manchmal auch in Kellern zwischen Weinfässern präsentiert werden.

Eine silberne Stele des ZERO-Künstlers Heinz Mack begrüßt etwa Besucher des Castello di Brolio. Mit dabei sind auch Künstler wie Anselm Kiefer, Robert Wilson sowie der ghanaische Künstler und Biennale-Teilnehmer Ibrahim Mahama. Seine monumentalen Installationen aus groben Jutesäcken werden derzeit auch im Ständehaus (K21) der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf ausgestellt. Wer aber gerade in der Toskana Urlaub macht, kann nach Borgo San Felice fahren, um dort die Jute-Kunst Mahamas kennenzulernen.

Der britische Video-Künstler Isaac Julien ließ vergangenes Jahr bei der Biennale in Venedig Kapitel für Kapitel des Werks «Das Kapital» von Karl Marx vorlesen. Wer das verpasst hat, hat jetzt zumindest die Chance, in Colle Bereto andere Werke von Julien oder aber die des iranischen Biennale-Teilnehmers Mahmud Bakhshi zu sehen.

Schon seit mehreren Jahren bringt Walter Smerling, Leiter der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn, Künstler wie Anselm Kiefer, Gilbert & George mit Ausstellungshäusern auf Mallorca – der Ferieninsel schlechthin – zusammen. «Food, fun, sun and shopping ist eine Sache», sagt Smerling. Aber das Leben bestehe ja auch aus Kultur. «Dieses Kalkül geht auf.» Allein die Gilbert & George-Ausstellung in der Hauptstadt Palma sahen nach Angaben der Stiftung im Jahr 2013 rund 70 000 Besucher – kein Vergleich zu den nur rund 10 000 Besuchern der Schau zuvor im Duisburger Museum Küppersmühle. Allerdings war der Eintritt auf Mallorca kostenlos.

In Salzburg ist der
«Walk of Modern Art» mit einem Dutzend moderner Arbeiten etwa von Markus Lüpertz, Marina Abramovic, Tony Cragg oder Stephan Balkenhol vor allem in den Sommermonaten während der Festspiele sehr stark frequentiert.

Auch Galeristen haben die Urlauber für ihr Geschäft entdeckt. «Warum nicht den Kunstinteressierten in einem Moment erreichen, wo er entspannt ist und Zeit hat?», sagt Galerist Michael Beck von der Galerie Beck & Eggeling. Drei Wochen präsentieren er und fünf weitere internationale Galerien in Salzburg eine Ausstellung – eine Art Mini-Kunstmesse -, bei der zum Beispiel Werke von Renoir oder Pierre Soulages angeboten werden.

Von Land zu Land reist seit 2014 eine Großskulptur von Heinz Mack. Die neun jeweils sieben Meter hohen Stelen, die mit 850 000 goldenen Mosaiksteinchen überzogen sind, bewunderten bereits Touristen in Venedig und Istanbul. Derzeit ist «The Sky over Nine Columns» im spanischen Valencia aufgebaut. «Die Idee ist, die Skulptur zu den Leuten zu bringen, nicht die Leute zur Skulptur», sagt Mitorganisator Beck. Im Winter sollen die goldenen Stelen in St. Moritz auf dem zugefrorenen See aufgestellt werden – wenn das Eis hält.

Fotocredits: Antonia Eggeling

(dpa)