Österreichs ursprüngliche Alpentäler

Wien – Endlich wieder Tiroler Gröstl, Kaiserschmarrn und Alpenglühen: Wenn Österreich seine Grenzen öffnet, dürften deutsche Urlauber in Scharen in die Alpenrepublik reisen. In einigen Tälern zwischen Vorarlberg, Tirol und Niederösterreich geht es besonders entschleunigt zu – eine Auswahl:

Bergbauern-Idylle im Biosphärenpark Großes Walsertal

In diesem Gebirgstal in Vorarlberg haben Gäste auf jeden Fall ihre Ruhe: In den sechs Gemeinden des dünn besiedelten Tals leben rund 3400 Menschen, auf einen Quadratkilometer kommen im Schnitt nur 18 Menschen. Gleichzeitig gibt es 230 Kilometer markierte Wanderwege und 40 Gipfel. Höchste Erhebung mit 2704 Metern ist die Rote Wand, eine anspruchsvolle Bergtour. Das Motto des
Biosphärenparks: «Die Natur zu nutzen, ohne ihr zu schaden.»

Abseits der Massen im ursprünglichen Defereggental

Das
Defereggental ist ein betont ursprüngliches Fleckchen Österreich. «Der Trubel und die große Party wohnen anderswo» – so beschreibt sich das Tal vielsagend selbst. Das Osttiroler Hochtal liegt geschützt im Nationalpark Hohe Tauern, zwischen Virgental und Pustertal.

Die Rieserfernergruppe hält ambitionierte Gipfeltouren parat, etwa auf den 3236 Meter hohen Großen Lenkstein. Idyllisch ist der Aufstieg zur Barmer Hütte am mächtigen Hochgall – das Rauschen eines Wildbachs begleitet Wanderer. Wildblumen säumen den Weg. Ebenfalls sehenswert sind die
Jagdhausalmen, eine der ältesten Almen Österreichs. Die Wanderung zu den Steinhäusern ist auch für wenig Trainierte gut machbar.

Holzbaustil und Handwerkskunst im Alpbachtal

Das Zillertal mit seinem Wintersport-Hotspot Mayrhofen ist eines der bekanntesten Alpentäler Tirols. Wer es kleiner mag, der fährt ins Nachbartal
Alpbachtal – wegen seines traditionellen Baustils wurde Alpbach zu einem der schönsten Dörfer Österreichs gekürt.

Das Alpbachtal gehört zu den Kitzbüheler Alpen und ist über die Autobahn von Kufstein schnell zu erreichen. Höchster Gipfel ist der Große Galtenberg mit 2424 Metern.

In der Region gibt es viel altes Handwerk: Federkielsticker verzieren Trachten, Schuster stellen Doggln her, typische Tiroler Hausschuhe, Bäckermeister kreieren Prügeltorten – eine Spezialität aus dem nahegelegenen Brandenberg.

Nationalpark Kalkalpen: Ennstal und Steyrtal

Das Ennstal und das Steyrtal in Oberösterreich gehören zur
Ferienregion des Nationalparks Kalkalpen. Das Ennstal erstreckt sich zwischen der Stadt Steyr und der Gemeinde Weyer. Das Steyrtal folgt dem Lauf der Steyr durch die schroffe Bergregion.

Der Nationalpark Kalkalpen bietet Wandermöglichkeiten für jede Kondition. Die höchste Erhebung ist der Hohe Nock mit 1963 Metern. Der Kalkalpenweg eignet sich für eine mehrtägige Hüttentour. Auch Mountainbiker können die Schluchten und Täler des Parks auf mehr als 800 Kilometer markierten Rad- und MTB-Wegen erkunden.

Der Naturpark Sölktäler wirbt mit Ruhe

Das Motto der Urlaubsregion in der Steiermark: «Endlich Ruhe!» Schon Erzherzog Johann von Österreich (1782-1859) wusste die Abgeschiedenheit der
Sölktäler zu schätzen, erklärt die Tourismusvertretung.

«Sölk» heißt so viel wie «fließendes Wasser», es gibt Wildbäche und Wasserfälle. Leichte bis fordernde Wandertouren bieten sich rund um den Großen Knallstein an, der 2599 Meter misst – einer der höchsten Berge der Niederen Tauern.

Es gibt pittoreske Dörfer, sanfte Almen und den Blick auf prächtige Bergspitzen. Zudem wachsen in den Sölktälern viele Heilkräuter. Im Jesuitengarten von
Schloss Großsölk werden mehr als 200 teils seltene Pflanzenarten kultiviert.

Slow Food und Brotback-Tradition im Lesachtal

Das
Lesachtal im Süden Kärntens ist ein besonders naturbelassenes Tal nahe der Grenze zu Italien. Schön zum Wandern, Klettern, Mountainbiken. Das Tal hat sich zudem als «Slow Food Travel Region» dem Genuss verschrieben. Das
Lesachtaler Brot ist ein kulinarisches Alleinstellungsmerkmal – seine Herstellung in hauseigenen Öfen zählt zum Immateriellen Welterbe der Unesco. Die Tradition im «Tal der 100 Mühlen» ist Jahrhunderte alt.

Wildnis im Nationalpark Thayatal

Den Einfluss des Menschen so gering wie möglich halten, damit die Natur sich entfalten kann: Das ist das Motto im
Nationalpark Thayatal in Niederösterreich direkt an der Grenze zu Tschechien. Im Nachbarland schließt sich ein Schwester-Nationalpark an.

Im Thayatal können Urlauber noch echte Wildnis erleben. Die Pflanzenwelt ist besonders artenreich. Der Park ist Heimat von Tieren wie Wildkatze, Smaragdeidechse und Schwarzstorch. Der Fluss Thaya fließt wildromantisch an Felswänden und Wäldern vorbei.

Ausgangspunkt für Erkundungen des Nationalparks ist die kleine Stadt
Hardegg, die eine imposante Höhenburg mit vier Türmen überragt. Im nahen Merkersdorf gibt mit der Burgruine Kaja ein weiteres Zeugnis des Mittelalters zu bestaunen. Und in Riegersburg lässt sich das
Barockschloss Ruegers besichtigen.

Im Dorf Felling fertigt ein Familienbetrieb in Österreichs letzter Perlmutt-Drechslerei feine Knöpfe und Schmuckstücke. Wie viele Handwerksbetriebe in der Region Waldviertel blickt der Betrieb auf eine lange, traditionsreiche Geschichte zurück.

Was gilt für Urlaub in Österreich?

Deutsche Urlauber sollen ab dem 15. Juni wieder nach Österreich reisen können. Dann wird aller Voraussicht nach die Grenze geöffnet. Bereits zuvor werden die Kontrollen schrittweise zurückgefahren. In dem Alpenland haben Hotels und Gastronomie wieder geöffnet. Reisende sollten einen gültigen Personalausweis mit sich führen. Informationen bieten die
Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes.

Fotocredits: Alex Kaiser,Mathias Rhomberg,Claudia Ebner,Gabriele Grießenböck,Robert Schlesinger,Philipp Laage,Philipp Laage,M. Graf,Wolfgang Hummer,Naturpark Sölktäler,Berger Bernhard
(dpa/tmn)

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